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Muskeldystrophie

Stärke bewahren trotz Einschränkungen

Die Muskeldystrophie ist eine erblich bedingte Erkrankung der Muskeln, die zu einer fortschreitenden Muskelschwäche führt. Es gibt verschiedene Formen der Erkrankung, die sich darin unterscheiden, wann die ersten Beschwerden auftreten, wie schnell sie fortschreiten und welche Muskeln betroffen sind.

Symptome und erste Anzeichen

Muskeldystrophien sind seltene, genetisch bedingte Erkrankungen, bei denen die Muskeln nach und nach ihre Kraft verlieren und abgebaut werden. Die Symptome beginnen häufig schleichend und können je nach Unterform der Krankheit sehr unterschiedlich früh auftreten – manchmal schon im Kindesalter, in anderen Fällen erst später im Leben.

Da die Krankheit oft langsam fortschreitet, werden erste Anzeichen manchmal übersehen. Eine frühzeitige Abklärung ist jedoch entscheidend, um die passenden Therapien rechtzeitig einzuleiten und den Verlauf positiv zu beeinflussen.

Typische erste Anzeichen

  • Gowers-Zeichen: Betroffene müssen sich beim Aufstehen mit den Händen abstützen, weil die Beinmuskeln zu schwach sind
  • Häufiges Stolpern oder Verzögerungen bei der motorischen Entwicklung, besonders bei Kindern
  • Pseudohypertrophie: Waden wirken vergrößert, obwohl tatsächlich Muskelgewebe abgebaut wird
  • Eingeschränkte Beweglichkeit und zunehmende Muskelschwäche in Armen oder Beinen
  • Haltungsschäden wie Skoliose (seitliche Krümmung der Wirbelsäule) und Gelenkversteifungen

Je nach Unterform der Muskeldystrophie können zusätzlich Atemprobleme, Herzschwäche oder sogar kognitive Einschränkungen auftreten. Da die Erkrankung meist fortschreitend ist, spielt eine frühe Diagnose eine entscheidende Rolle, um die bestmögliche Therapie einzuleiten.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Muskeldystrophie entsteht durch genetische Veränderungen. Unsere Gene enthalten die Baupläne für Eiweiße, die unter anderem für den Aufbau und die Stabilität der Muskulatur wichtig sind. Wenn diese Baupläne fehlerhaft sind oder wichtige Eiweiße fehlen, können die Muskeln ihre Struktur nicht aufrechterhalten und werden mit der Zeit schwächer.

Man unterscheidet verschiedene Unterformen der Muskeldystrophie, die sich in Beginn, Verlauf und betroffenen Muskelgruppen unterscheiden.

Häufige Unterformen der Muskeldystrophie

  • Duchenne- und Becker-Muskeldystrophie (DMD/BMD) – betreffen fast ausschließlich Jungen, beginnen meist im Kindesalter und schreiten schnell fort
  • Gliedergürteldystrophien (LGMD) – Muskelschwäche startet häufig im Bereich der Hüfte oder Schultern
  • Fazioskapulohumerale Muskeldystrophie (FSHD) – betrifft vor allem Gesicht, Schultern und Oberarme
  • Myotone Dystrophie (DM1) – kann zusätzlich Herz, Atmung und andere Organe betreffen

In etwa 5-10 % der Fälle tritt die Erkrankung familiär gehäuft auf, häufiger jedoch spontan durch neue genetische Veränderungen.

💡 Tipp: Bei bekannten Fällen in der Familie ist eine genetische Beratung sinnvoll, um das individuelle Risiko besser einschätzen zu können.

Behandlungsmöglichkeiten und Lebensqualität

Eine vollständige Heilung der Muskeldystrophie ist bisher nicht möglich. Dennoch gibt es heute viele Therapieoptionen, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessern können. Die Behandlung erfolgt am besten in interdisziplinären Teams, die Ärzte, Therapeuten und spezialisierte Zentren miteinander vernetzen.

Therapeutische Ansätze

  • Physiotherapie und Ergotherapie – helfen, die Beweglichkeit zu erhalten, Gelenkversteifungen vorzubeugen und die Stabilität zu verbessern
  • Medikamente – insbesondere Kortikosteroide, die das Fortschreiten der Muskelschwäche verlangsamen können
  • Atemtherapie und CPAP-Systeme – unterstützen, wenn die Atemmuskulatur schwächer wird
  • Hilfsmittel wie Rollstühle, Orthesen oder andere Mobilitätshilfen erhöhen die Selbstständigkeit
  • Kardiologische Betreuung – wichtig, da einige Formen der Muskeldystrophie das Herz betreffen und hier frühzeitig gehandelt werden sollte

Die Wahl der Therapie hängt von der genauen Unterform der Muskeldystrophie, dem Alter der Betroffenen und dem Krankheitsstadium ab.

Bedeutung der interdisziplinären Betreuung

Eine ganzheitliche Versorgung durch Ärzte, Therapeuten, Ernährungsberater und spezialisierte Zentren ermöglicht eine optimale Anpassung der Therapiepläne. Sie hilft, die Beweglichkeit, die Selbstständigkeit und die Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten.

Zusätzlich können Selbsthilfegruppen und Patientenorganisationen wertvolle Unterstützung bieten, da sie Erfahrungen austauschen und bei der Organisation des Alltags helfen.

💡 Tipp: Eine regelmäßige Betreuung in Muskeldystrophie-Zentren stellt sicher, dass neue Therapieansätze frühzeitig integriert werden und Patienten stets von den neuesten medizinischen Erkenntnissen profitieren.

Quellen:

[1] AWMF – S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Duchenne- und Becker-Muskeldystrophie“, Reg.-Nr. 030-043, Deutsche Gesellschaft für Neurologie, abrufbar unter https://www.awmf.org (Abrufdatum: 03.12.2025)

[2] Muscular Dystrophy Association (MDA) – Fachinformationen zu Symptomen, Ursachen, Verlaufsformen und Therapieoptionen verschiedener Muskeldystrophien, abrufbar unter https://www.mda.org (Abrufdatum: 03.12.2025)

[3] Orphanet – „Muscular dystrophies“: Überblick zu genetischen Ursachen, Unterformen, Symptomen und Behandlung, abrufbar unter https://www.orpha.net (Abrufdatum: 03.12.2025)

Die Muskeldystrophien sind eine heterogene Gruppe erblicher, progredient verlaufender Myopathien, die durch Mutationen in Genen verursacht werden, welche für Struktur- und Regenerationsproteine des Muskels kodieren. Die Folge ist eine progressive Degeneration und Schwäche der Skelettmuskulatur, häufig mit Multisystembeteiligung. Verlauf, Manifestationsalter und betroffene Muskelgruppen variieren je nach Subtyp erheblich.

Symptome und erste Anzeichen

Die Erkrankung beginnt oft schleichend und wird im Frühstadium leicht übersehen. Charakteristisch sind motorische Entwicklungsverzögerungen, proximale Muskelschwäche und konsekutive orthopädische Komplikationen.

Typische klinische Erstmanifestationen

  • Gowers-Zeichen: Aufrichten aus der Hocke nur mit Abstützen der Hände an den Oberschenkeln möglich

  • Motorische Entwicklungsverzögerungen bzw. häufiges Stolpern, v. a. im Kindesalter

  • Pseudohypertrophie der Waden durch Fett- und Bindegewebseinlagerungen

  • Proximale Muskelschwäche (Bein- und Armmuskulatur) mit eingeschränkter Beweglichkeit

  • Orthopädische Komplikationen: Skoliose, Kontrakturen, Gelenkversteifungen

Je nach Subtyp können zusätzlich respiratorische Insuffizienz, dilatative Kardiomyopathien oder kognitive Einschränkungen auftreten.

Genetik und Pathophysiologie

Die Ursache sind Mutationen in muskelspezifischen Struktur- oder Membranproteinen (z. B. Dystrophin, Sarkoglykan-Komplex, Dysferlin). Dies führt zu Instabilität der Muskelfaser-Membran, wiederholten Mikrotraumata, Fibrose und Fettgewebseinlagerung.

Häufige Subtypen

  • Duchenne-Muskeldystrophie (DMD):

    • X-chromosomal rezessiv

    • Manifestation im frühen Kindesalter

    • Rasch progredienter Verlauf, Verlust der Gehfähigkeit meist < 12 Jahre

  • Becker-Muskeldystrophie (BMD):

    • Mildere Form der Dystrophinopathien

    • Späterer Beginn, langsamerer Verlauf

  • Gliedergürteldystrophien (LGMD):

    • Heterogene Gruppe, Beginn meist in Adoleszenz/Erwachsenenalter

    • Befall von Hüft- und Schultergürtelmuskulatur

  • Fazioskapulohumerale Dystrophie (FSHD):

    • Beginn häufig im Jugendalter

    • Befall von Gesicht, Schultergürtel und Oberarmen

  • Myotone Dystrophie (DM1/DM2):

    • Autosomal-dominant

    • Multisystembeteiligung (Herz, Atmung, endokrine Organe, ZNS)

Hinweis: Ca. 5–10 % entstehen durch Neumutationen, die übrigen zeigen familiäre Häufung.

Therapieoptionen

Eine kausale Heilung ist bisher nicht möglich. Ziel ist die Verlangsamung der Progression, Erhaltung von Beweglichkeit und Selbstständigkeit sowie die Prävention systemischer Komplikationen.

Therapeutische Ansätze

  • Physiotherapie/Ergotherapie: Kontrakturprophylaxe, Beweglichkeitserhalt

  • Kortikosteroide (v. a. bei DMD) → Progressionsverzögerung, Funktionsverlängerung

  • Respiratorische Unterstützung: Atemtherapie, nicht-invasive Beatmung (z. B. CPAP, BiPAP)

  • Kardiologische Betreuung: regelmäßige Echokardiographie, ACE-Hemmer/Betablocker bei Kardiomyopathie

  • Hilfsmittelversorgung: Orthesen, Rollstühle, Adaptierung der Wohnumgebung

  • Neue Therapieansätze: Gentherapie, Exon-Skipping, Read-through-Strategien (noch experimentell, teils zugelassen für Subgruppen)

Interdisziplinäre Versorgung

Ein optimales Management erfordert ein multidisziplinäres Team:

  • Neurologie, Kardiologie, Pneumologie

  • Orthopädie/Physiotherapie

  • Ernährungsmedizin

  • Psychosoziale Betreuung und Selbsthilfegruppen

Fazit

Die Muskeldystrophien sind seltene, genetisch determinierte Muskelerkrankungen mit heterogenem Verlauf. Eine frühzeitige Diagnose, konsequente interdisziplinäre Betreuung und Zugang zu innovativen Therapien sind entscheidend für die Prognose und die Erhaltung der Lebensqualität.

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